Interkulturelle Kompetenz als Bildungsziel
Aus verschiedenen Studien der letzten Jahre (z.B. PISA 2009) wissen wir, dass Kinder mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem benachteiligt sind. Bereits im Kindergartenalter sind sie stärker von Armut und Deprivation (= Entzug von Reizen) betroffen als ihre deutschen Altersgenossen. Ein Grund hierfür liegt auch in der fehlenden oder nicht ausreichenden interkulturelle Erziehung und Bildung in sozialpädagogischen Einrichtungen. Umso stärker ist dieses Thema nun in den Fokus gerückt.
Interkulturelle Erziehung soll Kinder dazu befähigen, die kulturelle Vielfalt als Chance zu nutzen. Der kulturelle Austausch ist eine Bereicherung sowohl für einheimische als auch für Kinder mit Migrationshintergrund.
Um dies zu realisieren, wurde hierzu sogar ein eigenes Kapitel im BEP (Kap. 6.2.3 )1 verfasst.
Seine wesentlichen Inhalte versuche ich hier in Kürze zusammenzufassen :)
Das zentrale Bildungsziel von “interkultureller Kompetenz” liegt darin, dem Einzelnen Lebens- und Bildungschancen zu eröffnen. Das Ziel verfolgt aber auch eine gesellschaftliche Dimension: interkulturelle Kompetenz ermöglicht ein konstruktives und friedliches Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft.
Interkulturelle Kompetenz besteht aus folgenden Teilbereichen:
Kulturelle Aufgeschlossenheit und Neugier
Fremdheitskompetenz
Sensibilität für unterschiedliche Formen von Diskriminierung
Zwei- und Mehrsprachigkeit
Dabei gibt es keine bestimmte Reihenfolge. Die Nummerierung habe ich nur gewählt zur besseren Erklärung im Anschluss. ;)
Kulturelle Aufgeschlossenheit und Neugier
Kinder entwickeln eine Offenheit für andere Kulturen und Sprachen. Unterschiede werden als Bereicherung und nicht als Bedrohung wahrgenommen. Dies ist nur möglich über vielfältige Kontakte und durch Kommunikation.
Fremdheitskompetenz
bedeutet, die eigene Sichtweise als eine Möglichkeit unter vielen verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen. Kinder entwickeln ein Bewusstsein für Gemeinsames und dabei werden trotz alledem Unterschiede gesehen, aber akzeptiert.
Sensibilität für unterschiedliche Formen von Diskriminierung
Jeder Mensch hat Vorurteile (auch Kinder leider früh genug). Interkulturelle Kompetenz bedeutet, sich dieser Vorurteile bewusst zu werden, sie zu hinterfragen und sie durch neues Wissen und konkrete Erfahrungen aufzubrechen.
Zwei- und Mehrsprachigkeit
Mehrsprachigkeit ist eine Bereicherung. Kinder entwickeln Neugier an anderen Sprachen und stärken ihre Bereitschaft, andere Sprache zu erlernen. Für Kinder mit Migrationshintergrund bedeutet dies, Deutsch als Zweitsprache zu erwerben und gleichzeitig ihre Erstsprache weiterzuentwickeln. Bei Kindern mit Deutsch als Erstsprache geht es vor allem darum, sich auf eine andere Sprache, die in der Einrichtung von Bedeutung ist, einzulassen.
Im nächsten Newsletter verrate ich dir, wie du interkulturelle Erziehung und Bildung in der Praxis umsetzen kannst ;)
Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan, 2017, S.129-140